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Einfrieren? Ja gerne!
Durch eine einmalige Gewinnung können ausreichend Zel-
len gewonnen werden, um mehr als eine Injektion mit den
Stammzellen zu ermöglichen. In einer Art Zellbank ist es
möglich, die überschüssigen Zellen nahezu unbegrenzt
eingefroren zu lagern, bei Bedarf erneut zum Leben zu er-
wecken und für eine weitere Therapie einzusetzen. Um ei-
ne möglichst schonende Methode für die Konservierung
der Zellen zu entwickeln, untersuchten die Wissenschaftler
verschiedene Methoden des Tiefgefrierens von einfachen
manuellen Verfahren bis hin zu computergestützten Ein-
frierautomaten. Die Zellen wurden dazu in Versuchsgrup-
pen aufgeteilt, mit den verschiedenen Verfahren eingefro-
ren und nach einigen Tagen wieder aufgetaut. Als Kontrol-
le dienten Zellen, die nicht eingefroren worden waren. An-
schließend wurde gemessen, wie viele Zellen den Einfrier-
vorgang überlebt hatten, wie schnell sie wuchsen und wie
gut sie sich in verschiedene Gewebe vordifferenzieren lie-
ßen (Nachweis für ihren Stammzellcharakter). Die For-
scher kamen hier zu dem Ergebnis, dass alle getesteten
Einfriermethoden geeignet sind, wobei sich die computer-
gestützte Methode als sehr vorteilhaft für das Wachstums-
verhalten der Zellen erwies.
Besser oder besser nicht?
Ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung der Osteo-
arthrose ist, wie bereits erwähnt, die Behandlung mit ent-
zündungs– und schmerzhemmenden Medikamenten. Die-
se sogenannten nicht steroidalen Antiphlogistika oder
auch kurz NSAIDs wirken durch eine Hemmung eines be-
stimmten Enzyms, nämlich der Cylooxygenase-2 (COX2),
das maßgeblich an dem Entzündungsgeschehen beteiligt
ist. Dabei stellte sich den Wissenschaftlern die Frage, in-
wieweit diese Medikamente einen Einfluss auf Stammzell-
wachstum, Teilungsraten und Differenzierung besitzen.
Dabei sind sowohl die endogenen Stammzellen gemeint,
die der Hund natürlicherweise bereits in sich hat, als auch
solche, die durch eine Injektion von außen in ein geschä-
digtes Gelenk gegeben werden. Deswegen untersuchten
sie die gängigen Wirkstoffe Meloxicam, Carprofen und Fi-
rocoxib auf ihren Einfluss auf die Vordifferenzierung der
Stammzellen zu Knorpelgewebe. Hierfür wurden aus
Stammzellen kleine Zellkügelchen (Pellets) produziert, die
anschließend mit entsprechenden Wachstumsfaktoren be-
handelt wurden, um die Zellen in Richtung Knorpelzellen
zu verändern (Abb.1). Dazu wurden zusätzlich zum Diffe-
renzierungsmedium in verschiedenen Ansätzen die Wirk-
stoffe Meloxicam, Carprofen und Firocoxib hinzugegeben.
Erstaunlicherweise fanden sich im Vergleich zu dem Zell-
pellet ohne Medikamentenzugabe (Kontrollbedingungen)
keine Unterschiede. Somit spricht nichts gegen den paral-
lelen Einsatz von entzündungs– und schmerzhemmenden
Medikamenten und von Stammzellen zur untersützenden
Therapie der Osteoarthrose (Abb.4).
Bereit zur Therapie
Die Versuchsergebnisse zeigen, dass Stammzellen sehr
gut von Hunden gewonnen und für eine Behandlung der
Osteoarthrose eingesetzt werden können. Dabei konnten
die Zellen zum Aufbau einer Zellbank erfolgreich eingefro-
ren werden und eine Behandlung des Patienten zusam-
men mit Carprofen, Meloxicam oder Firocoxib stellt kein
Hindernis für die Behandlung mit Stammzellen dar. Hierbei
sind natürlich immer noch viele Fragen offen, unter ande-
rem wie genau die Stammzellen wirken oder welche Sub-
stanzen es sind, die von den Stammzellen freigesetzt wer-
den um den Therapieerfolg zu garantieren. Um dies fest-
zustellen hat die Arbeitsgruppe von Stefan Arnhold schon
weitere Experiment geplant und ist dabei, die Stammzell-
therapie beim Hund zu optimieren und auch für andere
Kranheitsbilder als der Osteoarthrose verfügbar zu ma-
chen.
Stefan Arnhold und
Michele Christian Klymiuk
(Abb. 4) Die Zugabe von Schmerzmitteln hat die Knorpelbildung nicht be-
einträchtigt.
Arbeitstitel
Mesenchymale Stammzellen aus dem Fettgewebe als
Behandlungsoption bei der caninen Osteoarthrose
Kontakt
Prof. Dr. Dr. Stefan Arnhold
Institut für Veterinär-Anatomie, -Histologie und –
Embryologie
Fachbereich Veterinärmedizin
Justus-Liebig-Universität Gießen
Frankfurter Str. 98
35392 Gießen
Tel: 0641-9938101
Fax: 0641-9938109
Mail:
stefan.arnhold@vetmed.uni-giessen.de www.uni-giessen.de/vetanatomie www.uni-giessen.de/stammzellen