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aus gkf Info 43
Früher Schwäche zeigen
Kann eine möglichst frühzeitige Behandlung den Krank-
heitsverlauf bei einer Herzschwäche verlangsamen und
die Lebensqualität eines herzkranken Hundes nachhaltig
verbessern? Ingo Nolte geht dieser Frage an der Tierärztli-
chen Hochschule Hannover in zwei Schritten nach: Mithilfe
eines neuen Belastungstests soll eine beginnende Leis-
tungsschwäche des Herzens bei herzkranken Hunden frü-
her als bisher erkannt werden. Der Belastungstest soll
dann zeigen, ob ein früher Therapiebeginn das Befinden
des Hundes verbessert und den Verlauf der Krankheit ver-
langsamt.
Chronische Herzkrankheiten beim Hund sind unheilbar. Im
Laufe der Zeit kommt es zu einer zunehmenden Herzleis-
tungsschwäche (Herzinsuffizienz), die letztlich zum Herz-
versagen und damit zum Tode führt. Die Therapie der
Herzerkrankung mit speziellen Medikamenten hat zum
Ziel, die Symptome zu lindern, um die Lebensqualität des
Hundes zu erhalten, und das Fortschreiten der Krankheit
zu verlangsamen, um die Lebenserwartung des Tieres zu
erhöhen.
Man unterscheidet nach ihrem Schweregrad verschiedene
Stadien der Herzschwäche. Diese Stadien wurden beim
Hund von einem internationalen veterinärmedizinischen
Expertengremium, dem Canine Heart Failure International
Expert Forum (CHIEF), 2006 klassifiziert. In der CHIEF-
Klassifikation werden Herzpatienten in vier Stadien (A, B,
C und D) eingeordnet. Die Klassen B und C sind für eine
feinere Unterscheidung des Krankheitsstadiums in Unter-
klassen unterteilt (Tabelle 1).
Hunde im Stadium A haben noch keine Herzerkrankung.
Die Tiere weisen nur ein erhöhtes Risiko für Herzkrankhei-
ten auf, weil sie zum Beispiel eine erbliche Veranlagung
hierfür haben. Bei diesen Tieren werden regelmäßige
Herzuntersuchungen empfohlen, um eine mögliche Er-
krankung frühzeitig festzustellen.
In den Anfangsstadien B 1 und B 2 besteht bereits eine Er-
krankung, die der Tierarzt bei einer Herzuntersuchung
feststellen kann. Die Herzkrankheit hat aber noch keine
oder kaum Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des
Herzens. Der Hund zeigt also noch keine oder zumindest
keine auffälligen Symptome einer Herzleistungsschwäche.
Erst später im Verlauf der Krankheit im Stadium C merkt
man den Tieren ihre zunehmende Herzschwäche an. Sie
sind weniger leistungsfähig, bei Anstrengungen schneller
erschöpft und husten häufiger. Bislang behandelt man
herzkranke Hunde erst, sobald sich die ersten Symptome
zeigen, also ab dem Stadium C. Zur Behandlung der Herz-
leistungsschwäche werden verschiedene Medikamente mit
unterschiedlichen Wirkstoffen eingesetzt. Im späteren Sta-
dium müssen verschiedene Medikamente kombiniert wer-
den, um eine maximale Wirkung zu erzielen.
In den frühen Stadien kann unter Umständen ein Medika-
ment ausreichen. Der Wirkstoff Pimobendan entfaltet da-
bei eine doppelte Wirkung: Er entlastet das Herz und
stärkt es gleichzeitig. Wenn die Therapie gut anschlägt,
kann man in einem frühen Stadium sogar wieder Symp-
tomfreiheit und damit eine hohe Lebensqualität für das
Tier erreichen. Ein solchermaßen erfolgreich therapierter
Hund wird in der CHIEF Klassifikation als C 1 eingestuft.
Doch gibt es eventuell eine Möglichkeit das Einsetzen ei-
ner Herzleistungsschwäche früher festzustellen als bisher?
Wäre dafür ein Belastungstest geeignet? Wenn solch eine
Früherkennung der beginnenden Herzschwäche funktio-
niert, könnte man den Krankheitsverlauf eventuell positiv
beeinflussen, indem man bereits zu diesem Zeitpunkt mit
der medikamentellen Therapie beginnt? Und wie würde
man in diesen Fällen einen Therapieerfolg messen? An
der tierärztlichen Hochschule Hannover sollen im Rahmen
einer Doktorarbeit unter der Betreuung von Ingo Nolte Ant-
worten auf diese Fragen gefunden werden.
Belastungstest für Herzpatienten
Normalerweise geht man bei einem Belastungstest an die
Leistungsgrenzen des Probanden. Hunde mit einer
Herzerkrankung dürfen jedoch keinem Belastungstest un-
terzogen werden, der von ihnen maximale Leistung erfor-
dert, denn hierbei wäre das Risiko eines plötzlichen Herz-
versagens zu hoch. Es kommen also nur Tests infrage, die
das herzkranke Tier sicher nicht überfordern.
Der ausgeführte Belastungstest wird auf einem Laufband
durchgeführt. Zunächst werden die Hunde an das Laufen
auf dem Band gewöhnt, dabei wird auch festgestellt, bei
welcher Laufgeschwindigkeit sich das individuelle Tier in
lockerem Trab mindestens 30 Sekunden fortbewegt, ohne
zwischendurch abzubremsen oder zu beschleunigen. Die-
se Geschwindigkeit wird dokumentiert und später bei ech-
tem Belastungstest eingestellt. Ein Brustgurt, der den Tie-
ren umgeschnallt wird,
überträgt ständig die
Herzfrequenz des Tieres.
Im eigentlichen medizini-
schen Test wird die Be-
lastung durch eine stu-
fenweise Erhöhung der
Steigung des Laufban-
des um jeweils vier Pro-
zent verändert. Jede Be-
lastungsstufe dauert je
drei Minuten
(s. Tabelle 2).